Was ist Lampenfieber?

Das menschliche Gehirn ist eine großartige Sache“, hat Mark Twain einmal gesagt. „Es funktioniert vom Moment der Geburt an – bis zu dem Zeitpunkt, wo du aufstehst, um eine Rede zu halten.“ Dabei hatte Mark Twain noch Glück. Sein „stage fright“, sein Lampenfieber, wurde nie so schlimm, dass es ihm bei Vorträgen komplett das Gedächtnis vernebelte. Barbara Streisand betrat zwanzig Jahre lang keine Bühne. Grund für ihr extremes Lampenfieber: bei einem Konzert waren ihr ein paar Wörter ihres Songs entfallen. Auch der Schauspieler Laurence Olivier litt über fünf Jahre unter der Panik, beim Auftritt den Text zu vergessen. Und Heinz Erhardt wiederum konnte sein Lampenfieber nur dadurch drosseln, dass er auf der Bühne eine Brille aus Fensterglas trug – so konnte er die Zuschauer nur verschwommen sehen. Vielen Leuten geht es so. 40 Prozent der Studenten empfinden Prüfungsangst als „große Belastung“, hat kürzlich eine Umfrage an der Freien Universität Berlin ergeben, Tendenz steigend.

Psychotherapeuten zählen übersteigertes Lampenfieber zu den Sozialphobien, und deren Anteil wird in der Bevölkerung auf sieben bis 16 Prozent geschätzt. Man muss also davon ausgehen, dass die Zahl der Lampenfieberopfer hierzulande deutlich im sechsstelligen Bereich liegt. Musiker trifft es besonders oft. „50 Prozent aller Musiker und 70 Prozent aller Studierenden der Musik leiden unter Aufführungsängsten, die sie bedrohen und oftmals zum Abbruch der Karriere führen“, berichtet Mediziner und Querflötist Professor Eckart Altenmüller von der Musikhochschule Hannover. „Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung treten Angstsymptome bei Musikern etwa drei Mal so häufig auf.“

Häufigkeit von Lampenfieber

Bevölkerung 16%
Musiker 50%
Musikstudenten 70%

Das Yerkes-Dodson-Gesetz

Was hilft gegen Lampenfieber?

Schon im 19. Jahrhundert hatte der amerikanische Psychologe William James erkannt, dass Emotionen und körperliche Reaktionen sich gegenseitig hochschaukeln. Wenn also Lampenfieber den Pulsschlag beschleunigt, führt dies abermals zu einer Beunruhigung des Gehirns, mit der Folge, dass die Herzfrequenz noch einmal nach oben geht – und das Gehirn wiederum in Panik gerät, bis am Ende das Lampenfieber möglicherweise ins Unerträgliche umkippt. Ein Teufelskreis, den Betablocker in der Tat durchbrechen können. Effizienter jedoch ist es, das Übel bei der Wurzel zu packen und mit Mentaltraining auf einen Level zu reduzieren, der nicht hindert sondern im Gegenteil sogar noch hilft. Denn die grosse Gefahr bei Betablockern ist, dass der Musiker zu ruhig gestellt ist und darum auch nicht über die nötige Körperspannung verfügen, um eine Bestleistung zu erzielen.

Mit gezieltem Mentaltraining kann das Lampenfieber jedoch so gedrosselt werden, dass es zu Höchstleistungen anspornt. Visualisierungstechniken, „Timelines“ und „Reframes“ helfen, dem Probespiel freudig entgegen zu sehen. Gut installierte „Anker“ helfen, auch die körperlichen Symptome gut im Griff zu haben. Dabei können diese Anker hypnotisch installiert werden, ebensogut können sie aber auch „wach“ sehr wirkungsvoll antrainiert sein. Affirmationen helfen, die positive Stimmung im Moment erleben zu können. Warum also zu schädlichen Medikamenten greifen, die im Ernstfall nur blockieren? Jeder Musiker hat seine Ressourcen stets zur Hand- man muss nur wissen wie!